Segelfreunde Marktoberdorf
Segel, wo das Allgäu am Schönsten ist.

Der größte Stausee Deutschlands

 

 

Luftbild Forggensee Luftbild Forggensee, Blickrichtung Süden (Bild WWA KE)

Der Forggensee zu Füßen von Schloss Neuschwanstein im Ostallgäu zählt sicher zu den schönsten Gebieten im bayerischen Voralpenland. Doch was man dem fünftgrößten bayerischen See bei vollem Wasserstand nicht ansieht: Der Forggensee ist eine Schöpfung aus der Nachkriegszeit. Der Erstaufstau erfolgte im Jahr 1959.

Eigenartigerweise fügt sich der Forggensee harmonisch in die Landschaft ein, seine Uferlinie wirkt natürlich. Der Stausee füllt nämlich ein natürliches Becken.

Daten, Fakten, Zahlen:
Zufluss: Lech, Füssener- und Mühlberger-Ache.
Der Lech durchfließt den Forggensee auf seiner gesamten Länge. Entsprechend gibt es Strömungen unter Wasser und an der Wasseroberfläche.
Abfluss: Lech --- nach ca. 140 km Zufluss in die Donau bei Rain am Lech, Nähe Donauwörth.


Maximale Ausmaße des Sees: 12 km Länge und maximal 3 km Breite
Maximale Tiefe: 35,3 m (Schlauch) 

Ökologisch ist der See eigentlich tot, aber die Uferzonen bieten viele Biotope. Der gesamte Uferbereich darf nicht bebaut werden und biete überall freien Zugang zum See. So ist der Forggensee ein besonderes Naherholungsgebiet.

Farbe: Die Farbe des Lechs ist magisch, hellblau-türkis bis jadegrün (Erklärung siehe unten im Text)


Oberfläche: 1.529 ha und damit der 5. größte See Bayerns (!)


Temperatur: 20-24 °C im August, im Juni und Oktober auch nur 13-16 °C - das Tragen von Rettungswesten kann dann das Leben verlängern ;-) Der Lech ist ein Gebirgsfluss. Gerade aufgrund seiner kalten Strömungen ist der Forggensee für Schwimmer - auch im Sommer - mit Vorsicht zu genießen. Auskühlung und Krämpfe haben schon manchen an den Rand seiner Kräfte gebracht.


Der See:
Der Forggensee dient vorrangig als Kopfspeicher der 24 größeren Lechstaustufen der Energie-erzeugung, dem Hochwasserschutz und letztendlich dem Tourismus. Gerade in Bezug auf den Hochwasserschutz ist immer auf Schwankungen im Seespiegel zu achten. Entsprechend ist die Saison auf dem Forggensee für genehmigungspflichtige Boote vom 01.06. bis zum 15.10. beschränkt.
Gebaut wurde der Stausee in den Jahren 1951-1954. Beim Bau des Stausees Forggensee musste Forggen und Deutenhausen abgebrochen werden und das Gebiet wurde 1954 überschwemmt. Für die Bewohner wurden ortsnah neue Höfe gefunden oder neue Häuser gebaut.
Weiler Forggen: Der Weiler lag etwa drei Kilometer nördlich des Ortes Schwangau und östlich des Lechs im heutigen Forggensee. Westlich war Wald, im Osten befand sich die Ebene der Forggener Wiesen. Durch Forggen floss die Mühlberger Ach. 1644 wurde die bischöfliche Mühle von Waltenhofen nach Forggen verlegt. Das Gebäude bestand bis zum Schluss. 1950 lebten in dem Ort 30 Personen in 5 Wohngebäuden.
Weiler Deutenhausen:  Der Weiler lag ca. 6 km nördlich des Ortes Schwangau und östlich des Lechs im heutigen Forggensee („Eingang Schlauch“ heute). Deutenhausen ist erstmals im Jahr 1201 erwähnt. Es lag in der Nähe einer römischen Verladestation. Dort wurden Waren von der Via Claudia auf Transportschiffe auf dem Lech umgeladen. Das bayerische Urkataster zeigt Deutenhausen in den 1810er Jahren als einen Weiler mit fünf Herdstelle- 1950 lebten in dem Ort 48 Personen in 7 Wohngebäuden. Auch gab es eine Kapelle. Heiligenfiguren aus der Deutenhausener Kapelle stehen heute in der Colomanskirche bei Schwangau.
Mit seinen fast 16 Quadratkilometer Fläche ist der Forggensee der größte künstlich angelegte Stausee Deutschlands. Zwei Drittel seines Gebietes liegen im Bereich der Gemeinde Schwangau, andere Anliegergemeinden sind Rieden, Roßhaupten, Halblech sowie die Stadt Füssen. Diese betreibt die Forggensee-Schifffahrt mit den Fährschiffen "Füssen" und "Allgäu".
Der Lech - neben der Wertach der zentrale Fluss im Ostallgäu
Der Lech ist wahrlich ein mystischer Fluss. Es existieren Inschriften aus den Jahren 8/7 vor Christi (!), die auf keltische Stämme der "Likatier (Licates)" hinweisen. Die Römer kannten ihn unter "Licus" und neben Begriffen wie "Lecha" und "Lech" hat sich "Licus" bis 1000 n. Chr. gehalten.
In Summe ist der Lech ca. 256 km lang. Der Lech entspringt im Vorarlberg aus zwei Quellbächen (Formarinbach nahe dem Formarinsee und und Spullerbach, der aus dem Spullersee abfließt). Sie vereinigen sich nahe dem Unteren Älple zwischen dem Formarinsee und Zug. Der Lech fließt zunächst in nordöstlicher Richtung zwischen den Allgäuer Alpen und den Lechtaler Alpen durch Tirol.
Kurz vor der Grenze zu Bayern vereinigt sich der Lech mit der Vils. Gleich dahinter bildet der Fluss an einem etwa 12 m hohen gestuften Wehr den Lechfall mit dem Magnustritt. Dahinter durchfließt er Füssen und den Forggensee, den größten der vom Lech durchflossenen 24 Stauseen. Im weiteren Verlauf nach Norden passiert der Lech Prem, Lechbruck und das Gemeindegebiet Steingaden. Dahinter verläuft er durch die Litzauer Schleife, bei der er noch naturbelassen ist. Danach wird der Lech von der Lechtalbrücke Schongau, der längsten Brücke an seinem Lauf, überquert. Bei Hohenfurch verlief der Rand des früheren mächtigen Lech-Gletschers. Nach seinem Weg durch Landsberg durchfließt er das Trinkwasser-und Naturschutzgebiet Augsburger Stadtwald. Schließlich trifft er auf das besiedelte Gebiet der mehr als 2.000 Jahre alten Stadt Augsburg. Dort wird am Hochablass ein Teil des Lechwassers in das Augsburger Kanalsystem und die Olympia-Kanustrecke von 1972 (Link zum Eiskanal) abgeleitet.
Am nördlichen Ende von Augsburg nimmt der Lech das Wasser der Wertach auf (Wolfzahnau). Ab diesem Punkt ist der Flusslauf stark begradigt und eingedeicht  worden. Es folgt die Brücke der Bundesautobahn A8 und das Stauwehr von Gersthofen Gegenüber von Marxheim, etwa 12 km donauabwärts von Donauwörth, mündet der Lech in die Donau. Das zu Marxheim gehörende Dorf „Lechsend“ liegt wegen Veränderungen im Mündungsbereich heute nicht mehr genau der Mündung gegenüber.
Der Lech entwässert die Lechtaler Alpen und Teile der bayerischen Alpen zur Donau hin und letztendlich zum Schwarzen Meer. Flößer aus Lechbruck und anderen Orten verbrachten Ihre Flöße mit den Holzladungen bis nach Wien oder Budapest - um dann natürlich ohne Geld heimzukehren.
Zu Zeiten von Hochwässern ist die Farbe des Wassers von Lech und Forggensee braun, bedingt durch Schlammabtragungen, Baumreste und Grasböschungen. Gerade im Frühjahr ist der See grünblau, was an der Klarheit des Wassers aus den Alpen und den Mineralien im Wasser stammt. Im Hochsommer sind stellenwiese rotbraune Bereiche zu erkennen, die von dem Algenbefall (Rot- und Grünalgen) herrühren. Dies hat natürlich nichts mit den Einleitungen der überdüngenden Landwirtschaft oder der Kläranlage zu tun...
Gleichwohl Ort einiger geschichtlicher Ereignisse (u.a. Die Schlacht auf dem Lechfeld 955 n.Chr.) ist der Lech weiterhin noch immer eine Sprachgrenze zwischen Schwaben und Altbayern. Die Ortschaften östlich enden oft auf "-ing" (Kissing, Mering, Egling ...) und die Ortschaften westlich enden auf "-ingen", wie Bobingen, Hiltenfingen, Lamerdingen, ... Auch in der sprachlichen Härte und im Bezug zum Allgäuer Dialekt hört man noch heute die Unterschiede.

Kurioses und Wissenswertes:

  • König Ludwig II sah von seinen Schlössern niemals diesen See, so traumhaft diese Kulisse heute auch ist.
  • Im Winter und Frühjahr ist der See nahezu leer und man sieht nur den Lechlauf und eine "Mondlandschaft" - außer es liegt Schnee ...
  • Der Lech durchfließt den See ganzjährig und ergießt sich dann in die 23 Staustufen bis zur Mündung in die Donau. Weitere Staustufen waren geplant, jedoch nicht ausgeführt. Jedoch gibt es zahlreiche weitere Wasserkraftwerke, die der Lech mit seiner Kraft speist.
  • Ebenso durchquert die alte Römerstraße 'Via Claudia (von der Donau/ Augsburg bis zur Adria oder dem Po) große Teile des Sees.
  • Beim Bau des Stausees, mussten zahlreiche Kapellen und Gebäude weichen, ebenso die Weiler Deutenhausen und Forggen.
  • Der See dienst der Hochwasserregulierung, daher muss er ab- und aufgestaut werden. Seine volle Kapazität/ Stauhöhe erreicht er vom 01.06. bis 15.10.


Quellenangaben/ Literaturhinweise:
Website des Wasserwirtschaftsamtes Kempten (WWA): www.wwa-ke.bayern.de
Einige Textpassage wurden mit freundlicher Genehmigung des WWA Kempten übernommen. Danke.
Grieser/Nasemann/Peresson, Der Forggensee, Tourist Information Schwangau

Ergänzungen und Zusammenfassung von Volker König